"Was trug man denn damals so...?"
Mit dieser Frage muss sich zwangsweise jeder Darsteller historischer Epochen auseinandersetzen. Und genauso, wie es heute in der Mode tausende Strömungen und Designs gibt, gab es auch vor 1000 Jahren schon regionale und vor allem standesgemäße Unterschiede in der Kleidung.
Was trägt der Nordmann also?
Kunstfaser kann man getrost ausschließen, was uns die Sache an sich schon leichter macht - aber die Fundlage für Kleidung ist sehr dünn, Fasern verrotten leicht und auch wurde in der frühen Ausgrabungsgeschichte weniger Augenmerk auf Textiles gelegt als auf die klassischen Schätze wie Schmuck und Waffen. So ist das Recherchieren der damals wahrscheinlichen Kleidung eines der aufwändigsten Themengebiete, mit dem wir uns im Rahmen unserer Darstellung auseinander setzen müssen.
Hinzu kommt ein Zeitraum von knapp 300 Jahren und eine unglaublich große geologische Ausdehnung der Siedlungsgebiete.
Die umfangreichsten Fundgebiete für Textilien sind vermutlich die Ausgrabungen aus Birka und Haithabu, aber auch Einzelfunde aus Mooren können kleine Lichtstrahlen ins Dunkle bringen. Dennoch blieb kein einziges komplettes Gewand (mit Untergewand, Schuhe, Übergewand etc.) der Wikingerzeit erhalten, konnten nur Fragmente einzelner Teile zu Kleidungsstücken zusammen prognostiziert werden. Darum sind wir der Meinung, ein 100% richtig gibt es vermutlich nicht - bedenkt man zudem, dass Körpergräber im "Sonntagsstaat" angelegt wurden - in Alltagskleidung wurde niemand (absichtlich) der Erde übergeben.
Wir orientieren uns für unsere Alltagskleidung also mit gesundem Menschenverstand und viel praktischer Erfahrung an Funden, die grob aus der Wikingerzeit stammen - Damendorf, Thorsberg, Birka, Haithabu, etc. und gehen davon aus, dass sich die Mode damals bei weitem nicht so rasant änderte wie sie es heute tut.
Da dieses Themengebiet riesig ist und viel Raum für konstruktive Gespräche bietet, freuen wir uns auf persönlichen Austausch mit euch, wenn ihr hierzu Fragen oder Anregungen habt.
Rekonstruktion:
Im Permafrostboden Grönlands wurden in Gräbern der Wikingersiedlung in der Nähe der Ortschaft Herjolfsnes die besterhaltenen Gewänder gefunden, die der Wikingerzeit zugeordnet werden können. Auch wenn die Radiocarbonmethoden Datierungen zwischen 1180 und 1310 aufweisen, handelte es sich bei den Siedlungen von Grönland um relativ isolierte Wikingersiedlung, die auf Erik den Roten zurückgehen. Wir sehen sie deshalb als "wikingerzeitlich" an, auch wenn die Datierungen nach der magischen Grenze von 1066 n. Chr. liegen.
Sola hat sich an eine handgenähre Rekonstruktion (angepasst auf ihre Größe) herangewagt.
Adaption der Rekonstruktion:
Als Unterkleid konzipiert - mit weniger Schwung, hat Sola den Schnitt "ihres" Grönlandkleides so angepasst, dass er auf ein 65cm breites, handgewebtes Bauernleinen passt. Auch dieses Kleid ist handgenäht.